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Bericht

Nationalpark Bike Marathon – 2. Rang und zum 20. Mal auf dem Podest

Bei der Ehrung der Jubilare gestern Abend (10 oder 20 Teilnahmen) wurde mir einmal mehr bewusst, was ich bei diesem Rennen schon alles geleistet habe. Ich startete heute zum 21. Mal und stand dabei bisher sage und schreibe 19. Mal auf dem Podest. Das 20. Podest war somit mein klares Ziel. Doch Mitte Woche stand mein Start auf wackligen Beinen. Denn ein Kratzen im Hals am Montag entwickelte sich bis am Mittwoch in eine gröbere Erkältung und Erschöpfungszustände. Am Dienstag und Mittwoch reduzierte ich das vorgesehene Training deutlich und als ich davon zurückkam, musste ich zuerst jeweils 2 Liter Coca Cola trinken, um wieder zu Kräften zu kommen. Am Donnerstag reiste ich dann trotzdem nach Scuol. Es ging langsam etwas aufwärts mit mir, die Wetteraussichten versprachen einen prächtigen Tag und der Nationalpark Bike Marathon ist sowieso jedes Jahr ein Highlight im Rennkalender. Doch trotzdem war ich heute etwas unsicher, ob und wie ich die Monsterdistanz von 140 Kilometern überstehen werde.

Der Start war heute so verhalten wie noch selten. Im Val Mustäir waren wir noch eine riesengrosse Gruppe und auch danach wurde diese nur langsam kleiner, respektive füllte sich sogar immer wieder auf, sobald das Tempo zusammenfiel. Und dies war bis ins Val Mora des Öfteren der Fall. Zwar führte ich einen Grossteil der Zeit, doch auch ich forcierte nicht unnötig, denn ich musste ja haushalten mit meinen Kräften. Erst im Anstieg zum Alpisella ging dann die Post ab. Es war der Italiener Porro, für mich der heutige Favorit, der nun das Zepter in die Hand nahm. Ich biss mich an ihm fest, relativ schnell ging die Lücke hinter mir auf. Doch ich merkte, dass das Tempo auch für mich zu schnell war, und liess mich etwas zurückfallen. Porro, der Schlaumeier, kaum ein anderer fährt die Rennen so clever wie er, realisierte die Situation und wartete auf mich. So fuhren wir zu zweit die flachen Kilometer rund um Livigno. So war ihm natürlich gedient, denn Flachstücke sind nicht seine Stärke. Und auch für mich war es nützlich, denn so kam ich mit etwas Vorsprung auf die Verfolgergruppe in den steilen Chaschauna-Anstieg. Ich informierte Porro nun, dass ich sein Tempo heute nicht mitfahren kann. Er war nicht sehr erfreut, denn sofort war ihm klar, dass ihm nicht viel anderes übrig bleibt, als dass er dann ab S-Chanf die ganzen Flachstücke alleine fahren muss. Also machte er sich nun endgültig aus dem Staub, um mit möglichst viel Polster zurück ins Engadin zu kommen. Ich meinerseits versuchte einfach möglichst schadlos über den Chaschauna zu kommen. Besonders in diesem steilen Anstieg merkte ich, dass ich nicht bei vollen Kräften war. Zuerst überholte mich Alberti, dann Kaufmann und schliesslich auch noch Stauffer. Ich war nun nahe am Delirium, suchte ständig einen kleineren Gang, doch da war keiner mehr. Drei Mal musste ich wegen einem Fahrfehler ausklicken und ein paar Meter schieben. Dann war es geschafft, zusammen mit Stauffer passierte ich den Gipfel, rund 1:45 hinter Alberti und Kaufmann. Das Ziel war nun klar, die zwei mussten nun in der Abfahrt wieder gestellt werden, um wieder um Rang zwei kämpfen zu können. Kaufmann war kurz vor Ende der Abfahrt gestellt, auf Alberti fehlten aber noch 30 Sekunden. Nach kurzer Diskussion waren dann doch alle bereit, mitzufahren, und so dauerte es nicht lange, bis auch Alberti wieder eingefangen war. So, nun versuchte ich, in meine Begleiter zu schauen. Grundsätzlich traute ich mir zu, jeden Einzelnen von ihnen in der Schlussabfahrt zu distanzieren. Trotzdem war dies nur die Notfalllösung. Gleichzeitig ging nun auch das grosse Taktieren los. Jeder hatte das Gefühl, er könne nun gratis im Windschatten mitfahren und präsentierte sich höchst leidend...

Das Ganze ging mir derart auf die Nerven, dass ich dann in Lavin attackierte. Ich wusste, dass ich heute nicht die Energiereserven habe, um durchzuziehen. Doch zumindest sollte sich die Gruppe verkleinern und im besten Fall bleibt nur noch einer bei mir, sodass das Podest abgesichert ist. Ich kam zwar umgehend weg, doch siehe da, ausgerechnet Stauffer, der bisher den sterbenden Schwan spielte, schloss die Lücke als Einziger. Und nicht nur das, er startete sage und schreibe noch eine böse Gegenattacke! Ich konnte die Lücke wieder schliessen und wollte, dass wir nun zu zweit fahren, um den nicht viel zurückhängenden Alberti spätestens auf den Flachstücken nach Guarda definitiv zu distanzieren. Doch nun war ich wieder auf mich alleine gestellt, Alberti kam zurück, es wurde noch mühsamer und somit war auch Kaufmann wieder da. Naja, ich hatte ja noch die Schlussabfahrt auf meiner Seite. Und nach ein paar Verschärfungen von Alberti steuerten wir dann trotzdem gemeinsam in die Schlussabfahrt. Es kam nun hier wie erwartet. Ich machte mich aus dem Staub, wurde Zweiter und Stauffer Dritter. Porro war auf den letzten 45 Kilometern minim langsamer als wir vier, obwohl wir mehr gurkten als zügig zu fahren. Somit bewies er einmal mehr, dass er kein grosser Meister der schnellen Kilometer ist. Trotzdem gewann er das Rennen auf souveräne Art und Weise. Ich bin mit meinem zweiten Rang absolut zufrieden, denn das war für mich heute das Maximum unter diesen Voraussetzungen. Und somit wurde der 20. Podestrang in Scuol Realität.

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