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Hero Dolomites – knapp neben dem Podium

Mit dem Hero Dolomites in Wolkenstein stand heute ein sehr harter Brocken auf dem Programm. Ich peilte einen Podiumsplatz an, wusste aber, dass dafür alles zusammenpassen musste und auch etwas Glück nötig sein würde.

Meine Taktik war es, zu Beginn etwas Kräfte zu sparen um dann in der letzten Stunde noch Reserven zu haben. Dieser Plan schien lange gut aufzugehen, doch trotzdem fehlten mir am Schluss als Vierter wenige Sekunden für die Top drei.

Entsprechend meinem Vorhaben fuhr ich im ersten langen Anstieg direkt nach dem Start hoch auf Dantercepies in der ersten Verfolgergruppe mit. Die beiden Kolumbianer Paez und Arias setzten sich bereits früh ab und bestritten ab da ihr eigenes Rennen. Dies habe ich so erwartet und einkalkuliert. Unter normalen Umständen habe ich auf dieser Strecke mit ihren sehr steilen Anstiegen keine Chance gegen die zwei, und insbesondere nicht zu Beginn des Rennens. Doch weil auch Porro eine halbe Minute vor mir auf dem Gipfel war und in der Abfahrt nach vorne aufschliessen konnte, schien das Podium bereits früh und ohne mich besetzt zu sein.

Mit zwischen zwei bis drei Minuten Rückstand fuhr ich weiterhin in einer grösseren Gruppe über den zweiten Berg und das kurze coupierte Stück zum Campolongo Pass.

Es ging mir in diesem Abschnitt gut, und trotzdem durfte ich mich nicht dazu verleiten lassen, zu viel zu investieren. Aus früheren Teilnahmen wusste ich ja, was noch kommt und wie böse es sich rächen könnte, wenn ich mir nun etwas zu viel zumuten würde.

So näherten wir uns nun dem dritten Anstieg, dem gefürchteten und brutal steilen Anstieg auf Sourasass. Ich kam diesen Anstieg in früheren Rennen schon sehr gut hoch, musste hier aber auch schon böse leiden und darum habe ich immer grossen Respekt vor diesem Abschnitt.

Genau am Fusse des Anstieges gab es dann aber einen Motivationsbust, als der gestürzte Porro neben der Strecke stand. Plötzlich ging es nun in unserer Gruppe wieder um Rang drei! Diese neue Ausgangslage trieb nun aber alle an und sogleich sprintete Mensi auf und davon. Er setzte sich bis maximal eine Minute von uns ab, und erneut kämpften wir wieder nur um Rang vier...

Ich meisterte den Anstieg auch heute wieder ziemlich gut und kam nach einer rasanten Abfahrt gemeinsam mit Longo, Tronconi, Kaufmann und kurz darauf auch noch mit Claes in die Passstrasse hoch zum Pordoi.

Auf den vier ansteigenden Kilometern bis auf den Pass konnten wir zwar den Abstand auf Mensi nicht verkleinern, doch in der Abfahrt über die Skipiste bis nach Canazei wurde er gestellt. Somit war nun die Ausgangslage, wie ich sie mir erwünscht hatte.

In der Gruppe ab Platz drei nahm ich die letzten eineinhalb Rennstunden in Angriff und ich fühlte mich in der Lage, diese Gruppe zu meistern. Auch wenn es nicht einfach werden würde, sprach der bisherige Rennverlauf dafür, dass ich der Stärkste von Claes, Longo, Mensi, Tronconi und Kaufmann sein kann. Ich hatte mir auch schon einen Plan zurecht gelegt, wie ich vorgehen werde. Doch dann kam mir Claes zuvor. Der Belgier erhöhte das Tempo in den steilsten Rampen massiv, sodass nur noch ich mitfahren konnte und wir innert kürzester Zeit einen schönen Abstand heraus fahren konnten.

Claes zog das angeschlagene Tempo durch, bis wir auf das Flachstück ins Tal hinein Richtung Passo Duron kamen. Diese Aktion beeindruckte mich und ich hatte Claes auf meiner Rechnung wohl etwas unterschätzt. Auch die letzten 200 Höhenmeter bis auf den Pass fuhr er wieder zügig von vorne und ich entschloss mich, die Differenz nicht hier, sondern auf den letzten Kilometern zu legen.

Nach einer kurzen Abfahrt kam nun der letzte längere Gegenanstieg. Die Sonne brannte, die Trinkflasche war bald leer und Claes auf den ersten Metern des Anstieges noch immer sehr stark. Ich bewahrte Ruhe und fuhr einfach mit. Leider hatte ich dann später nicht den Mut, selber anzugreifen und setzte weiterhin auf die letzten Kilometer. Dummerweise nahm ich dabei nicht wahr, dass hinter uns Kerschbaumer, den ich im ganzen Rennen nie gesehen habe, in kurzer Zeit sehr viel näher kam. Erst als wir den Gegenanstieg fast hinter uns hatten und er fast schon bei uns war, erkannte ich die Situation. Zu spät! Umgehend wurden wir von Kerschbaumer gestellt und überholt. Zwar konnte ich mitfahren bei ihm, und Claes war umgehend distanziert, doch leider war Kerschbaumer dann zu stark für mich.

Auf den fünf letzten Kilometern, da, wo ich eigentlich Claes abhängen wollte, wurde nun ich von Kerschbaumer eingeteilt. Leider war er nun stärker als ich und er konnte eine kleine Lücke heraus fahren. Diese blieb auch auf den letzten Kilometern bestehen und ich erreichte das Ziel als Vierter. Nur winzige 14 Sekunden fehlten mir auf Rang drei.

Ich ärgerte mich im Ziel mehr als ich mich über meine getane Arbeit freute. Zwar fuhr ich ein gutes Rennen und teilte es mir perfekt ein. Doch trotzdem schaffte ich es nicht aufs Podest, weil ich am Schluss etwas zu wenig Mut hatte, schon 20 Kilometer vor dem Ziel die Entscheidung gegen Claes zu suchen, und Kerschbaumer in dieser Zeit von mir unbemerkt sehr stark aufkam.