3. Etappe Andalucia Bike Race – Dramen überall; zurück im Leadertrikot
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Gewaltig, was sich heute alles abspielte auf dieser dritten Etappe. Am Ende des Tages gewinnen wir die Etappe und sind zurück im Leadertrikot. Und dies mit etwas Pech zum Schluss, im Vergleich zu den anderen Topteams aber waren wir dann doch wieder die Glücklichen.
Los ging es mit zwei langen Anstiegen zu Beginn. Simon und ich hielten uns durchgehend in den ersten fünf Positionen auf. Zusehends selektionierte sich das Feld aus, und während den letzten Minuten Anstieg hoch zum höchsten Punkt der Strecke forcierten Longo/Mensi derart, dass nur noch wir sowie Porro/Geismayr übrig blieben. Es ging rasant die Abfahrten runter und über einige Gegenanstiege, bis dann schliesslich Geismayr in einer steilen Betonrampe wiederum verschärfte. Porro und ich gingen mit, Simon hing wenige Meter zurück und Longo/Mensi konnten nicht mehr mitfahren, und auch uns schienen gerade die Felle davon zu schwimmen... Das Team Ferreira/Allemann verzeichnete bis hierhin bereits einen heftigen Sturz des Europameisters und war darum schon entscheidend zurückgefallen. Ich fuhr noch ein paar Minuten bei den Gesamtleadern mit, um dann in der Abfahrt zur zweiten Verpflegungszone das Polster einsetzen zu können, um defekt- und sturzfrei durchzukommen. Dies gelang, und plötzlich überholte ich Porro, der mit einem gebrochenen Lenker zu kämpfen hatte. Sein Glück im Unglück war, dass kurz danach der Lenker in der Verpflegungszone ausgewechselt werden konnte, doch somit sind sie wohl aus dem Spiel um den Gesamtsieg gefallen.
Und wir führten nun 20 Kilometer vor dem Ziel plötzlich die Etappe an. Kurz hinter uns fuhr das Team Diaz/Becking, doch kurz darauf waren sie auch nicht mehr zu sehen. Becking hatte mit einem Kettenriss zu kämpfen. Unglaublich, ich verstand die Welt nicht mehr, denn schnell waren auch wir nicht mehr. Zudem brannte die Sonne mittlerweile unerbärmlich auf uns nieder und es lagen noch unzählige kurze, steile Anstiege vor uns. Wir kämpften uns Meter um Meter Richtung Ziel. Immer wieder kamen mir Szenen, wie ich sie zuvor nur an der Crocodile Trophy erlebt hatte, in den Sinn, denn schon lange spielten sich hier lauter Dramen ab und jeder litt unter den extremen Temperaturen. Es war ein Fernduell zwischen Not und Elend. Dann rund sechs Kilometer vor dem Ziel schien es geschafft. Mit drei Minuten Vorsprung stachen wir in die Schlussabfahrt Richtung Ziel. Ich fuhr nun den letzten Singletrail auf Sicherheit und von vorne, um ja keinen Defekt zu riskieren auf diesen letzten kritischen Metern. Dann schien es geschafft, wir kamen heil auf den Kiesweg gut vier Kilometer vor dem Ziel. Doch genau jetzt gab es einen lauten Knall aus Simon's Hinterreifen und schon fuhr er auf der Felge. Unglaublich, wir kamen ohne Defekt über die teilweise ruppigsten Trails und nun auf der Kiesstrasse dieser Plattfuss. Wir entschlossen uns, auf der Felge ins Ziel zu fahren. Dummerweise war es eine Carbonfelge und ich hoffte einfach, dass sie nicht zu Bruch geht. Glücklicherweise hielt sie und es reichte gerade, um zusammen mit unserem zweiten Team Frey/Stiebjahn als Tageserste und -zweite ins Ziel zu rollen.
Somit sind wir nun zurück im Leadertrikot. Rund eine gute Minute vor den bisher unauffälligen Tschechen Stosek/Hynek und ein paar Sekunden mehr auf Diaz/Becking. Schade um die drei Minuten, die wir am Schluss infolge des Defekts kassierten, handumkehrt sind die Teams Porro/Geismayr und Ferreira/Alleman nach dem heutigen Tag aus den Kränzen um die Gesamtwertung gefallen.
Nun sind wir gerade auf dem Weg nach Cordoba, wo die nächsten drei Etappen ausgetragen werden. Heute Abend müssen wir dann zum zweiten von drei Coronatests während dieses Rennens, die Masken vor und nach dem Rennen sind mittlerweile bereits Standard und wir sind froh, dass das Rennen unter diesen Bedingungen überhaupt erst ausgetragen werden darf.
Die Tage sind also auch neben der Strecke voll und ausgefüllt und es warten noch drei heisse Tage auf uns, und zwar nicht nur aufgrund der angekündeten fast 40 Grad, sondern noch mehr wegen des engen Rennens, das wir nun versuchen nicht mehr aus den Händen zu geben.
Rangliste
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