Dolomiti Superbike – Anspannung weicht Erleichterung, Rang 3
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Riesengross war meine Erleichterung heute, als ich nach 120 Kilometern durch die Dolomiten das Ziel auf dem dritten Rang erreichte. Denn nach der WM steckte die Enttäuschung schon noch einige Tage in meinen Knochen. Unzählige Male wurde ich gefragt, was los war, und immer wieder erinnerte mich ein Zwicken im Rücken unausweichlich an diesen Tag zurück, den ich am liebsten sofort vergessen hätte. Nach einer Woche konnte ich dann grösstenteils wieder schmerzfrei trainieren. Wie es aber im Rennen sein wird, konnte ich nicht erahnen. So reiste ich am Donnerstag mit gemischten Gefühlen ins Südtirol. Ich wusste, dass mein Start durchaus das Risiko einer weiteren Enttäuschung mitbringen würde, doch ich war überzeugt davon und zuversichtlich, dass mich mein Rücken nicht wieder im Stich lassen würde und ich in einem hochkarätig besetzten Rennen werde vorne mithalten können.
Heute Morgen an der Startlinie standen dann die ersten sechs der WM, und auch darüber hinaus war es alles andere als selbstverständlich, in diesem Feld in die Top ten fahren zu können.
Kaum war der Startschuss abgefeuert, ging es zur Sache, als wären die bevorstehenden 120 Kilometer und knapp 4‘000 Höhenmeter nicht schon eine genug grosse Herausforderung. Ich nahm mir vor, im ersten langen Aufstieg auf die Plätzwiese nicht auf Biegen und Brechen in der Spitzengruppe mitzufahren, im Wissen, dass ich in der Abfahrt wieder etwas werde aufholen können und danach bis Toblach nochmals eine grössere Gruppe zusammen kommen wird. Doch ich kam erfreulicherweise ohne grössere Probleme mit und bald fand ich mich in einer Spitzengruppe wieder: Ferreira, Hynek, Paez und Mensi waren meine Wegbegleiter. Kurz vor dem Bergpreis versuchte ich sogar auf die Prämie zu sprinten, doch ausser Mensi zogen mir alle anderen Meter weit davon. Somit war ich also gewarnt, nicht übermütig zu werden und sorgsam mit meinen Kräften zu haushalten.
Im schnellen Abschnitt zurück nach Toblach zogen wir dann voll durch und statt zu einem nochmaligen Zusammenschluss konnten wir uns sogar ein paar weitere Sekunden erarbeiten. Es kam der zweite Anstieg zum Haunold. Nicht sehr lang, dafür teilweise sehr steil, konnte ich auch in diesem Abschnitt überraschend problemlos mitfahren, bis es wieder um die Prämie ging. Es ist einfach unglaublich, wie der frisch gekürte Weltmeister Ferreira ausgewiesene Kletterspezialisten wie Paez und Hynek innerhalb weniger Meter 20 Sekunden abnehmen kann. Ich schaute mir das Ganze aus Position vier an und kam in der Abfahrt wieder zurück in die Gruppe. In der schnellen Anfahrt Richtung Aufstieg zur Rotwand konnte ich somit nochmals im Windschatten des Schnellzuges sitzen, wusste aber, dass ich im durchwegs sehr steilen Aufstieg die drei werde ziehen lassen müssen.
Ich wollte heute unbedingt ein Resultat und darum wählte ich nach 60 Kilometern mein eigenes Tempo, von dem ich wusste, es bis ins Ziel durchziehen zu können, statt versuchen zu wollen mitzufahren, um dann am Schluss einzubrechen. Während den ersten Minuten des Anstieges biss sich Mensi noch an mir fest, doch bald war ich Vierter und es zeichnete sich für mich eine einsame zweite Rennhälfte ab. Lange Zeit war dies auch so und ich versuchte, mich alleine so zu pushen, dass dies auch so bleiben wird. Nach 80 Kilometern stellten sich die bekannten Rückenschmerzen ansatzweise wieder ein, doch glücklicherweise wurden sie nicht all zu stark. Im letzten langen Anstieg ab Vierschach zum Silvesterplatz war es vorbei mit meinem einsamen Rennen, denn von hinten sah ich Ragnoli näher kommen. Ich hatte zu diesem Zeitpunkt eigentlich den vierten Rang bereits budgetiert und hatte keinerlei Lust, den Italiener heute näher zu sehen und somit hatte ich einen guten Ansporn, etwas schneller zu fahren. Ungefähr zwei Kilometer vor dem Gipfel wurde ich dann vom Gejagten zum Jäger, denn weit vor mir sah ich immer wieder ein weisses Trikot. Von den drei vor mir liegenden Fahrern konnte es eigentlich nur Ferreira sein, was ich mir aber nicht wirklich vorstellen konnte. Ich dachte also, dass es wohl ein Zuschauer, der auf der Strecke unterwegs ist, sein musste. Doch nie hat dieser Zuschauer angehalten und sich an den Streckenrand gestellt, und immer genau dann, wenn ich meine Hoffnungen aufgab und dachte, mir irgendetwas einzubilden, sah ich diesen weissen Fleck wieder. Als es auf die Lichtung nach dem Silvesterplatz ging, sah ich dann tatsächlich Ferreira weit vor mir. Das Podest war nun plötzlich wieder in Sichtweite und elf Kilometer vor dem Ziel fuhren wir zwei Rad an Rad den letzten längeren Anstieg hoch. Es ging jetzt um Rang drei. Der Portugiese war komplett erledigt und kurz darauf konnte ich mich von ihm absetzen.
Nun hiess es nochmals auf die Zähne beissen, bevor ich schliesslich nach 4:42 den dritten Rang ins Trockene bringen konnte. Ich war überglücklich und erleichtert, dass ich es in diesem Feld auf das Podest geschafft hatte und ich zwar meinen Rücken schon noch gespürt habe, aber mich die Schmerzen nicht mehr derart beeinträchtigt haben wie an der WM. Auch mit meiner Renneinteilung war ich sehr zufrieden. Der dritte Rang war heute das Maximum für mich. Auf Paez und Hynek verlor ich rund fünf Minuten und ich glaube, wenn ich im Aufstieg zur Rotwand versucht hätte mitzufahren, wäre es mir ähnlich ergangen wie Ferreira.
Nun heisst es kurz durchatmen, bevor es bereits in einer Woche mit der Transalp weiter geht. Während sieben Tagen fahre ich dann an der Seite von Karl Platt von Imst nach Arco. Auch wenn es ein ganz schön hartes Stück Arbeit wird und es sehr schwierig ist, unserem Cape Epic Sieg noch das i-Tüpfelchen drauf zu setzen, freue ich mich drauf.
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