Marathon EM Lettland - die angestrebte Medaille verpasst, 5. Rang
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Mit dem Ziel, eine Medaille zu gewinnen, startete ich heute in die Marathon Europameisterschaften in Sigulda/Lettland. Nachdem ich am Freitag und Samstag die Strecke kennen gelernt habe, wusste ich, dass das Podest realistisch ist. Natürlich brauchte ich dazu aber einen Tag, an dem alles zusammen passen musste und auch das nötige Quäntchen Glück, denn die Strecke war sehr speziell. Auf 103 Kilometer summierten sich nur gerade 1'800 Höhenmeter, der längse Anstieg führte über knapp 100 Höhenmeter. Es wurde also ein sehr schnelles Rennen erwartet, indem bereits die kleinste Lücke im falschen Moment unter Umständen bedeuten konnte, dass man den Zug an der Spitze verpasst.
Bereits die ersten sechs Kilometer waren extrem hektisch. Es ging auf breiter Asphaltstrasse leicht bergab und es herrschte ein Kampf um die ersten Positionen, der mit Wegstossen, Ziehen und Fluchen auf härteste Art und Weise ausgetragen wurde. Ich schaffte es unter den ersten fünf in den Singletrail und hatte somit die Startphase schadlos überstanden. Lange darüber freuen durfte ich mich aber nicht, denn sofort kam der zweite Knackpunkt auf den ersten Kilometern. Es türmten sich vier kurze, aber steile Aufstiege von jeweils etwa drei Minuten vor uns auf. Ich erwartete, dass sich bereits hier eine vorentscheidende Spitzengruppe absetzen wird. Doch es kam anders und obwohl das Tempo durchgehend Anschlag war, blieben rund 25 Mann übrig, als wir das erste Mal den Zielbogen passierten.
Nun ging es auf eine grosse Runde mit vielen flachen Passagen und zum Schluss den gerade eben bewältigten vier steilen Anstiegen. Speziell die Einheimischen sprinteten weiterhin Vollgas aus jeder Kurve, als bekäme der erste Lette für jeden Meter, den er das Rennen anführt, eine Prämie. Ich versuchte in dieser Phase einfach kraftsparend dabei zu bleiben und stellte mich auf die nahenden Anstiege ein.
Ich wollte wiederum vorne dabei sein, als der erste Anstieg kam. Als Fünfter gelang mir dies halbwegs, Ferreira donnerte den Anstieg aber dermassen hoch, dass dahinter bereits kleine Lücken aufgingen. Ich kassierte sieben, acht Sekunden und konnte diese in der kurzen Abfahrt gerade wieder neutralisieren. Umgehend folgte der zweite Anstieg. Extrem steil und mit tiefen Holzschnitzeln überdeckt, war er nicht komplett fahrbar. Hier konnten sich der Lette Pruus, der Portugiese Ferreira und der Tscheche Hynek absetzen. Dahinter kamen zerstreut Weltmeister Lakata, Teamkollege Stiebjahn, Paulissen, zwei Letten und ich aus dem Anstieg.
Es herrschte jetzt Alarmstufe tiefrot. Die Drei vorne erkannten die Situation umgehend, harmonierten umgehend und konnten sich so über die zwei folgenden kurzen Abfahrten und Anstiege ein Polster von 50 Sekunden schaffen. Bei uns war die Situation hingegen verzwickt. Lakata führte nicht, weil Hynek vorne war, alle anderen konnten nicht und so fuhren wir nur noch halbherzig weiter. Schnell wuchs unser Rückstand auf zwei, später auf vier Minuten. Vorausgesetzt, es passiert vorne nichts mehr, waren die Medaillen somit weg. Trotzdem war der vierte Platz noch begehrt. Denn sollte doch was passieren bei den Ausreissern, wäre der Vierte zum Erben bereit gewesen.
Lakata versuchte es drei Mal mit Schwung aus unserer Gruppe zu springen. Jedesmal setzte ich nach und bei der dritten Attacke setzte Stiebi umgehend nach und kam weg. Es waren noch 18 Kilometer zu fahren und ich konzentrierte mich ab jetzt auf Rang fünf. Auch wenn es mir nichts bringt, habe ich diesen doch noch erreicht. Sieger wurde der Lette vor Ferreira und Hynek.
Ich zeigte heute ein solides Rennen, muss aber eingestehen, dass mir in dem Moment, als sich die Medaillengewinner absetzten, die nötige Kraft fehlte, um mitzufahren und danach unsere Gruppe etwas unglücklich zusammen gestellt war.
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